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„Ein Bergmann ohne Licht ist eine wirklich armer Wicht!“

FroschlampenbeleuchtungDiese alte Bergmannsweisheit ist an Wahrhaftigkeit nicht zu wiederlegen. Selbst wenn sich der Bergmann in seiner Grube bestens auskennt, so wird er doch fast hilflos, wenn er nichts sieht und in der Finsternis tappt. Deshalb soll hier eine bescheidene Betrachtung zum Grubengeleucht (Bergmannslampen) stehen. Die Entwicklung des Grubengeleuchtes soll hier aber nicht im Einzelnen wiederholt werden, denn darüber wurde bereits anderweitig ziemlich erschöpfend referiert.

Das Grubengeleucht entwickelte sich im deutschsprachigm Raum in groben Zügen im Wesentlichen gleich. Deshalb soll hier auch nur kurz angerissen sein, wie hier im Lobenstein-Hirschberger Revier die Bergknappen ihre Arbeitsstätten beleuchtet hatten.

In der frühesten Zeit (um 1370) bis in das späte 15. Jahrhundert hinein waren vermutlich brennende Kienspäne als untertägige Beleuchtung verbreitet, bis sich dann im 16. Jahrhundert nach und nach die Unschlittlampen und Talgkerzen (sog. Inseltlichter) einführten. Bei dieser neueren Beleuchtungsart mit offener Flamme wurde gekochter und grob gereinigter Rindertalg (besonders Nierentalg) als Brennstoff verwendet. In alten Grubenbauen fanden sich hier und da noch Reste des herabgetropften Brennstoffes, der offenbar nahezu unzerstörbar Jahrhunderte überdauerte. Die Helligkeit dieser Grubenbeleuchtung war bei Verwendung geeigneten Dochtmaterials verhältnismäßig gut - zumindest so ausreichend, daß Erze und Gesteine unterschieden sowie Vortrieb, Gewinnung, Förderung und Sicherung der Grubenbaue weitgehend gefahrlos vorgenommen werden konnten.

Auf Grund ihrer offenen Bauweise (durch die bei Unachtsamkeit oder unsachgemäßer Handhabung schnell der flüssige Talg verschüttet werden konnte) und ihrer umständlichen und sehr gewöhnungsbedürftigen Handhabung wurden die Unschlittlampen dann im 18. Jahrhundert nach und durch die Rüböllampen verdrängt, die anfänglich in offener, später fast nur in geschlossener Bauweise eine höhere Sicherheit boten. Das waren Lampen, die mit einem durch Pressung aus den Rübsen gewonnen Öl als Brennstoff betrieben wurden. Die erreichbare Beleuchtung war nach meinen praktischen  Versuchen in ihrer Stärke geringfügig schwächer als die der talgbetriebenen Vorgänger. Gebaut wurden die Rüböllampen in unzähligen Varianten nach der Grundform der relativ betriebssicheren sogenannten Freiberger Blende und der Form der geschlossenen Froschlampe mit speziellem Lampenhaken. Diese Lampenformen wurden verbreitet verwendet. Und so blieb es bis in das 20. Jahrhundert hinein.

Im ersten Jahrzehnt des 20.Jahrhunderts wurden dann vereinzelt bereits Karbidlampen und Benzinwetterlampen verwendet. Die Karbidlampe setzte sich wegen ihrer außerordentlichen Helligkeit und guten Betriebssicherheit auch in den Bergwerken des Lobenstein-Hirschberger Revieres innerhalb kurzer Zeit als Mannschaftslampe durch und blieb bis nach dem 2. Weltkrieg eine der verbreitetsten Lampen in nicht explosionsgefährdeten Gruben, auf einzelnen Bergwerken Deutschlands sogar noch um 1965! Nach dem 1. Weltkrieg wurden dann nur noch vereinzelt Lampen mit Kerzenbrand und Benzin verwand. Seit der Mitte der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich überdies vor allem in schlagwettergefährdeten Kohlenbergwerken anderer Regionen  wegen Ihrer verhältnismäßig guten Sicherheit Wetterlampen eingeführt - zuerst mit Rübölbrand und später weger ihrer besseren Helligkeit und Handhabung mit Benzinbetrieb.

Dennoch waren die benzinbetriebenen Wetterlampen wegen ihrer mechanischen Anfälligkeit im schlagwettergefährdetem Grubenbetrieb nicht absolut sicher, so daß elektrische Grubenlampen entwickelt und nach dem 1. Weltkrieg dann verbreitet erfolgreich zum Einsatz kamen, und die die Eigenschaft der unbedingten Explosionssicherheit hatten. Deren Entwicklung gestaltete sich vor allem in Bezug auf betriebssichere Glühlampen und geeignete Akkumulatoren als außerordentlich schwierig. Hauptbauformen dieser elektrischen Grubenlampen waren die Mannschaftslampe (sog. Bombe), der Blitzer (handgeführte oder umgehängte Akkukastenlampen mit Reflektor für gerichtetes Licht) und die kabelgebundene Kopflampe (mit getrenntem Leuchten- und Akkuteil). Vor allem die Firma Friemann & Wolf in Zwickau (später Grubenlampen- und Akkumulatorenwerk Zwickau) war bei der Entwicklung dieser Leuchten Pionier und bahnbrechender Wegbereiter der allgemeinen und verbreiteten Einführung des elektrischen Geleuchtes unter Tage.

Elektrogeleucht im EinsatzParadoxerweise sind im Gegensatz zu den vielen erhaltenen, meist betriebsfähig gebliebenen Umschlitt-, Öl-, Benzin- und Karbidlampen der Altvorderen die meisten der erhalten gebliebenen historischen elektrischen Grubenlampen heute nicht mehr betriebsfähig, da sie einerseits ein umfangreiches technisch physikalisches und chemisches Verständnis beim Betrieb der eingesetzten Akkumulatoren und Leuchtmittel erfordern und andererseits einer dauernden, vor allem lückenlosen Mindestpflege und Wartung der Akkumulatoren (Nickel / Kadmium -Akkumulatoren und Nickel/Eisen-Akkumulatoren) bedürfen, die oftmals nicht gegeben waren, wenn sie im Bergwerksbetrieb nicht mehr in Verwendung standen, sondern sich später bei Privat im Schuppen oder Keller fanden.

Im Besitz des Verfassers befinden sich u.a. mehrere z.T. sehr alte elektrische Grubenlampen, die jetzt noch durch Ihre immer noch vorhandene Leistungsfähigkeit der historischen Akkumulatoren erstaunen. Sie sind einfach nicht totzukriegen! Eine dieser Lampen ist eine Mannschaftslampe Baumuster 530 von Friemann & Wolf (1934), die mit der Originalglühlampenbestückung noch 8,5 Stunden Dauerbetrieb ermöglicht oder die erste flächendeckend um 1938 eingeführte Kopflampe Baumuster 830cr derselben Firma, die mit einem Ersatzakku vom März 1957 bestückt heute noch 12 volle Betriebsstunden mit dem Originalleuchtmittel gestattet. Dies werden wir von den aktuell gängigen Grubenlampen wohl kaum erleben. Historische Grubenlampen mit Bleiakkumulatoren oder anderen weiteren Akkumulatorsystemen dürften allerdings auf Grund ihrer durch Funktionsweise und Bauart bedingten geringen Lebenserwartung heute grundsätzlich nicht mehr mit den originalen Akkumulatoren betriebsfähig sein. Es hat sich herausgestellt, das NiCd- und NiFe- Akkumulatoren in offener Bauweise (nicht gasdicht) zu den langlebigsten Akkumulatorentypen gehören, die dadurch eine weite Verbreitung fanden. Auf Grund Ihrer mechanischen Robustheit und Unempfindlichkeit gegen Überladung und langjärige Lagerung im entladenen Zustand haben sich diese Typen als Ideal für den Bergbau erwiesen..

An dieser Stelle erfahren Sie demnächst noch weiteres aus der Welt des bergmännischen Geleuchtes (Grubenlampen). Bis dahin bitte noch etwas Geduld.



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